Zankerei, Wutanfall, Petzerei
Auch ich (Martin) bin der Überzeugung, dass man in der Erziehung die Leine so lang als möglich lassen sollte und sie nur bei unmittelbar drohender Gefahr für Dritte, bei Grenzverletzungen und nachhaltigen Folgen sofort umso enger zieht.
Unsere beiden Kinder liegen dreieinhalb Jahre auseinander und trainieren seither alle Facetten des Umgangs miteinander. Das Spektrum reichte von abgöttischer Liebe bis hin zu grenzenlosen Wutausbrüchen. Wir haben sie damit nie wirklich alleine gelassen und sehr aufmerksam beobachtet, wie sich die Dinge entwickeln. Drohte aber eine Eskalation, sind wir stets schnell und konsequent eingeschritten.
Grundvoraussetzung ist dabei immer die weitgehende Einigkeit zwischen den Eltern, und die haben wir ganz früh geschaffen. Ausspielen lassen war ganz schnell erledigt, indem man das Kind mit zum Partner nahm und den Wahrheitsgehalt abklärte.
Der Altersabstand ist nach meiner Meinung auch eher zweitrangig, denn meine Geschwister liegen altersmäßig eher sehr nah beieinander. Die Konflikte waren die gleichen wie oben beschrieben. Es ist vermutlich eher eine Frage der Persönlichkeit eines Kindes.
Zankerei ist sicher ein völlig normaler Vorgang, und die mal versteckten, mal offen geführten Provokationen sind ein Teil der eigenen Persönlichkeitsentwicklung, wie oben jemand völlig richtig schrieb. Wir haben dann nur beiden klargemacht, dass sie das untereinander abklären müssen und wir uns nicht hineinziehen lassen. Nur bei inhaltsschwereren Konflikten haben wir das Einzelgespräch und danach das Familiengespräch gesucht.
Wutanfälle sind nur bei unserem Sohn (heute 12) richtig aufgetreten, so dass ich JaLa bestens verstehe. Heute sind sie nur noch sporadisch und meist einfach Ausdruck der eigenen Überforderung. Wir haben ihm damals einen Boxsack und Handschuhe gekauft, damit er seine Agressionen abtrainieren konnte. Als er sich für Micky Maus zu interessieren begann, sah er den dort pädagogisch nicht schlechten Spiegel zwischen den beiden Figuren Donald und seinem Nachbar Zorngiebel- und wohin die eskalierenden Konflikte stets führen. Im Ggensatz zu unserer Kindheit sind da heutzutage unglaublich viele pädagogische Fingerzeige enthalten, die die Kinder in ihrer eigenen Welt wahrnehmen und begreifen können.
Petzerei haben wir nur akzeptiert, wenn es unmittelbar Schaden abzuwenden galt. Ansonsten haben wir den Petzer mit seinem Verhalten unmittelbar angesprochen und ihm unsere Enttäuschung darüber unmissverständlich gezeigt. Das brachte eigentlich schnell Abhilfe. Wenn es um Konflikte zwischen den beiden ging, haben wir Desinteresse signalisiert und gesagt, sie müssen das untereinander klären.
Es gibt nie ein Richtig oder Falsch. Am wichtigsten ist aber die Durchgängigkeit des eigenen Verhaltens, die Verlässlichkeit der Reaktionen von uns Eltern, die Authentizität. Natürlich bringt die Pubertät dann einige Plattenverschiebungen in der jugendlichen Tektonik, und das ist wichtig. Nur manchmal eben ungeheuer antregend.
Liebe Grüße an alle manchmal verzweifelnden Eltern
Martin von den Nighties